Unlängst erreichte mich eine Email aus Regensburg mit dem Titel: „Ulmia Universa K, darf es auch mal a bisserl was Größeres sein?“
Anbei waren einige Bilder, die ich zunächst ungläubig betrachtete.
Ich habe etwas gebraucht, um zu realisieren, dass mir hier ein freundlicher Herr geschrieben hat: „Ich habe einen Wohnwagen mit der Ulmia Universa gebaut!“
Ursprünglich wurde erst ein Modell des Wohnwagens im Maßstab 1:10 gebaut, um die Dimensionen besser erahnen zu können. An diesem kleinen Ur-Modell wurden dann alle Maße abgenommen und der Wohnwagen wurde ohne weiteren Plan gebaut.
Gefertigt wurde der Wohnwagen mit einer inneren Holzschicht aus Weißtanne (15mm Dicke) und einer äußeren Schicht aus Zederholz (12mm Dicke). Eingelassen wurde das Holz zunächst mit Leinöl und das „Finish“ erfolgte mit Leinölfirnis. Das Ergebnis ist, dass die Maserung wunderschön herauskommt und das Holz optisch „angefeuert“ wird.
Alle Sägearbeiten und das Abrichten erfolgte auf der Ulmia Universa K. Da hier lange Schnitte bis zu 3000 mm Länge notwendig waren, wurde mit Hilfsvorrichtungen, beziehungsweise Tischverlängerungen gearbeitet. Es waren mitunter Schnitttiefen bis 50mm (mit scharfen Sägeblatt) ausgeführt worden. Entstanden ist das Projekt in einer Scheune, hier bot sich der entsprechende Platz.
Der Erbauer gibt die Bauzeit mit einer gesamten Projektzeit von drei Monaten an. Die reine Arbeitszeit gibt er mit fünf Wochen Arbeit in Vollzeit an.
Der Wohnwagen enthält ein Bett mit 140 Breite und kann mit wenigen Handgriffen für einen Aufenthalt im Innenraum am Tage umgerüstet werden.
Für mich ist dieses Projekt unglaublich. Nicht nur, dass man mit einer Ulmia Universa K einen kompletten Wohnwagen baut, sondern diesen so schön aus Weißtanne und Zedernholz fertigt. Hinzu kommt die Leistung, diesen vom (zuvor gefertigten) Modell umzusetzen – ohne Bauplan. Die Krönung ist, das ganze Projekt innerhalb von drei Monaten „aus dem Nichts“ zu fertigen.
Ich ziehe meinen Hut und verneige mich vor dieser Leistung!
Manchmal passiert etwas, das man sich nicht in seinen Vorstellungen ausmalen kann. So erging es mir, es war eine unglaubliche Überraschung:
Ich erhielt eine sehr freundliche Email des Ur-Ur-Enkels von Georg Ott, Gründer Firma Ulmia, mit der Bitte um eine Kontaktaufnahme. Es folgte direkt ein sympatisches, kurzweiliges Telefonat. Für den kommenden Tag haben wir ein Treffen vereinbart.
Voller Vorfreude und mit einer gewissen Aufregung, was mich wohl erwarten würde, fuhr ich zum vereinbarten Treffen.
Es war für mich eine sehr große Ehre, dass mir der Ur-Ur-Enkels von Georg Ott einen privaten Einblick in sein Familienerbe und sein Elternhaus gewährte.
Ebenso freundlich, wie das Telefonat, war der Empfang. Das Gespräch entspann sich sofort, um das sehr umfassende Thema der Firma Ulmia, die Ulmia-Produkte und die Firmengeschichte.
Sehr viele Eindrücke habe ich bekommen und etliche versetzten mich in großes Staunen. Einige Momentaufnahmen möchte ich hier schildern.
Für mich ist es das Highlight des Tages gewesen:
Höchstwahrscheinlich hat der letzte Geschäftsführer aus der Gründerfamilie der Firma Ulmia die letzte Ulmia Universa K, die produziert wurde, für sich behalten: mit der Fabriknummer 7055 aus dem Jahr 1976.
Er war selbst fasziniert von der Ulmia Universa K.
Die letzte Ulmia Universa K – mit dem kompletten Lieferumfang, allen Zubehörteilen und Unterschrank im unbenutzten Zustand (natürlich mit kleinen Lagerungsspuren) befindet sich nun im Besitz des Ur-Ur-Enkels von Georg Ott.
Für mich sehr spannend: das Typenschild dieser Ulmia Universa K mit der Fabriknummer: 7055 von 1976. Es ist der Nachweis, dass die Ulmia Universa K bis (von 1961 – )1976 gebaut wurde.
Mir gefällt der Gedanke, dass der Ur-Ur-Enkel diese Ulmia Universa K einmal in Betrieb nehmen wird und bin mir sicher, dass dies auch dem Ulmia-Firmengründer Georg Ott sehr gefallen hätte.
Das nächste unglaubliche Erlebnis für mich an diesem Tag, breitete sich vor mir in einem weiteren Zimmer aus: eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten aus den verschiedenen Epochen der Firmengeschichte von Ulmia – in druckfrischem Zustand.
Tatsächlich wurden mir vertrauensvoll etliche Dokumente zum Digitalisieren leihweise überlassen.
Hier steht der Wunsch des Ur-Ur-Enkels im Vordergrund, nach der Erhaltung und Bewahrung des Wissens der Firma Ulmia.
Es ist ein derart umfangreicher Fundus, dass dieser Besuch mit seinem großzügigen Zeitfenster lediglich eine kurze Sichtung des umfangreichen Materials erlaubt. Es ist schlichtweg zu umfassend, um alles erfassen zu können: Kataloge, Flyer, Produktblätter, Dokumente der Firmengeschichte: Ehrenschriften zu Firmen-Jubiläen und Auszeichnungen der Firma Ulmia.
Im nächsten Raum stand die erste Gehrungssäge, das patentierte Ur-Modell, mit dem die Erfolgsgeschichte begann. Diese Gehrungssäge war der Durchbruch für die Firma Ulmia. Erfreulicherweise ist diese Gehrungsäge ebenfalls im Familienbesitz.
Weitere historische Devotionalien der Firmengeschichte waren diverse Hämmer mit den Initialen „G O“ für Georg Ott. Damit wurden Buchenstämme beim Holzkauf gekennzeichnet, indem die Initialen in den Stamm gehauen bzw. geprägt wurden.
Völlig überrascht war ich, als ich kleine Modelle (in unterschiedlichen Maßstäben) von verschiedenen Kreissägen von der Ulmia 1610 und der Ulmia 1710 erblickte. Tatsächlich ist das Modell der Ulmia 1710 funktionsfähig, sowie mit Vorritzer und Langlochbohreinrichtung ausgestattet. Ausserdem gab es ein Modell der Ulmia Furnierpresse zu bestaunen.
Im Gespräch erzählte mir der Ur-Ur-Enkel eine Anekdote aus der Firmengeschichte von Ulmia, die ich wunderschön finde:
Eine Konditorei sägte Schokoladenblöcke mit der Ulmia Bandsäge in kleinere Stücke. Wenn diese Ulmia Bandsäge zur Revision kam, freuten sich die Mitarbeiter sehr und etliche strebten einen Besuch bei den Kollegen in der Werkstatt an, um ein Stückchen Schokolade aus der Ulmia Bandsäge zu ergattern.
Besonders gefreut habe ich mich über die persönlich überreichten Andenken an meinen Besuch:
Der Teufelsknoten ist ein Holzpuzzle: Gefertigt wurde er auf der Ulmia 1610 und ehemals an Messebesucher überreicht, um die Präzision und Qualität der Ulmia Kreissägen zu demonstrieren.
Das Holzpuzzle besteht aus 6 Holzteilen und wird ohne Anleitung geliefert. Es ist ein bisschen knifflig und ich habe für den Zusammenbau ca. 15 Minuten gebraucht.
Wie nicht anders zu erwarten, sind die Teile des Holzpuzzles hochpräzise gefertigt.
Wenn man bedenkt, dass dieses mir überreichte Holzpuzzle heute mindestens 20 Jahre alt sein muss (vermutlich aber bereits 40 – 60 Jahre alt ist), kann ich nur ungläubig darüber staunen, dass es sich nun immer noch passgenau zusammenbauen lässt.
Ebenfalls habe ich einen sehr schön gefertigten hölzernen originalen Meterstab mit Ulmia Logo erhalten. (Ja, bei mir heisst er weiterhin Meterstab und nicht „Gliedermaßstab“).
Diesen werde ich in Ehren halten und er darf ein arbeitsfreies Dasein bei mir fristen. Er macht mir immer wieder Freude beim Anblick.
Abschließend kann ich sagen, dass es ein absolut erlebnisreicher, toller Tag mit fantastischen Eindrücken für mich war.
Es war ein ausgesprochen netter Kontakt, den wir beide gerne fortführen möchten.
Ich freue mich schon sehr auf weitere Treffen und zusätzliche Eindrücke in die Geschichte der Firma Ulmia.
Die geniale Kreissägen-Kombimaschine: Langlochbohrmaschine, Abrichte, Drechseleinrichtung, Nutsäge, Zinkenscheideinrichtung und vieles mehr